"Hans im Glück macht glücklicher"
In einer Reha-Klinik für Kinder- und Jugendliche war ich über zwei Jahre angestellt. Hier betreute ich als Psychologe Kinder die an Übergewicht, Unkonzentriertheit, Depressionen, selbstverletzendem Verhalten und anderen seelischen Problemen leiden. In meiner Gruppen- und Einzeltherapie mit Kindern und Jugendlichen verwende ich gerne Geschichten und Märchen. Insbesondere Märchen der Gebrüder Grimm oder von Hans Christian Andersen.
Die Hypnotherapie nach Milton Erickson geht davon aus, dass über Geschichten und Märchen positive seelische Entwicklungen bei Kindern aber auch bei Erwachsenen erzielt werden können. Beim Zuhören oder lautem Vorlesen kommen Kinder in einen tranceähnlichen Zustand. Die geistigen Barrieren zum Unterbewusstsein sind weniger stark. Die Inhalte der Märchen können hier wirken. Das Kind nimmt unbewusst die Inhalte auf, die für seine persönliche Lebenssituation und Entwicklung am förderlichsten sind.
Eines meiner Lieblingsmärchen ist dabei „Hans im Glück“. Es ist die Geschichte von Hans, der mit einem klumpen Gold so groß wie sein Kopf seinen Weg begann und nach vielen eher unglücklichen Tauschgeschäften bei seiner Mutter mit leeren Händen ankommt.
Er tauscht das Gold gegen ein Pferd das durchgeht, das Pferd gegen eine Kuh, die keine Milch gibt. Die Kuh tauscht er gegen ein Schwein. Dieses tauscht er gegen eine Gans und die Gans wird durch einen kaputten Schleifstein ersetzt. Diesen verliert er schließlich in einem Brunnen.
Eine unglücklich dreinschauende Ernährungsberaterin zweifelte sogar am therapeutischen Nutzen meiner „Märchenzeit“. In einem Anruf bat sie darum das ich die althergebrachten Therapiemethoden verwenden möge.
Leider habe sie nicht die Geduld oder das Interesse daran gehabt sich von ihr über die therapeutischen Effekte von „Hans im Glück“ gerade bei übergewichtigen Kindern informieren zu lassen.
Deshalb mache ich es nun hier.
Möglicherweise ließt sie ja meinen Blog.
Leider hatte sie nicht die Geduld oder das Interesse sich von mir über die therapeutischen Effekte von „Hans im Glück“ gerade bei übergewichtigen Kindern informieren zu lassen.
Deshalb mache ich es hier. Möglicherweise ließt sie ja heimlich meinen Blog.
Liebe Frau Ernährungsberaterin „Hans im Glück“ ist ein hervorragendes Märchen für Kinder mit seelischen Problemen. Gerade bei Kindern mit Übergewicht steht vor dem übermäßigen Essen hochkalorischer Nahrung häufig Frust. Frust insbesondere über sich selbst. Ein niedriges Selbstbewusstsein ist begleitet sie in der Regel. Negative Bewertungen der eigenen Person oder eigener Entscheidungen führen wiederum zu einem Frusterleben. Kinder ziehen sich zurück und bewegen sich weniger, weil sie es vermeiden wollen anderen Menschen, Schulkameraden oder Nachbarskindern zu begegnen. Tatsächlich sind sie auch die Zielscheibe von Hänseleien und Beleidigungen. Aus diesem Kreis kommen Kindern trotz eines natürlichen Interesses an Bewegung sehr schwer heraus.
Hier kann das Märchen „Hans im Glück“ sehr hilfreich sein. Hans kann man gemessen an seinen Tauschgeschäften wahrlich als einen „naiven Dummkopf“ bezeichnen. Er lässt sich nach Strich und Faden übers Ohr hauen und trifft eine fragliche Entscheidung nach der anderen, dass es einem beim Lesen schon wehtut.
Man könnte nun sagen, werde bloß nicht so wie dieser Hans. Das sehe ich und viele meiner hypnotherapeutischen Kollegen etwas anders. Denn in einer Hinsicht ist er aus seelischer Sicht regelrecht genial. Denn unmittelbar nach seinen Tauschgeschäften oder Missgeschicken sieht er nur das positive und ist in keinster weise nachtragend gegen sich selbst. Es scheint so, als sei er immun gegen niederschlagende Gedanken und Selbstzweifel trotz der „dümmsten“ Entscheidungen die er trifft. Und das ist ein wahrer Schlüssel zum Glück.
Wer immer noch das positive in seinen noch so fatalen „Fehlentscheidungen“ sehen kann, ist gemessen am eigen Glückserleben der reichste Mensch.
Viele Kinder verstehen diese Idee der Geschichte und setzen sich mit der Bewertung eigener Entscheidungen auseinander. Sie sehen mehr das positive und werden mit sich zufriedener. Sie haben mehr Selbstvertrauen sich wieder am Leben aktiv zu beteiligen. D.h. mehr Bewegung weniger Frustessen.
Klar ist, wir alle sind im Leben immer Mal wieder der „Hans“. Alle Menschen treffen hier und da „dumme“ Entscheidungen oder Missgeschicke passieren. Nun kann man über eine lange Zeit sich über sich selber ärgern oder sich gar emotional geiseln und in Fragestellen. Oder es gelingt einem das positive zu sehen und zufrieden mit sich selbst weiterzugehen wie der unser Hans.
Das letztere Wünsche ich allen meinen Mitmenschen, denn diese Fähigkeit macht wirklich glücklicher.
Liebe Ernährungsberaterin, häufig beobachten ich das genaue Gegenteil der Geschichte von „Hans im Glück“. Menschen haben immer mehr und sind dennoch unglücklich. Sie treffen gute Entscheidungen und sehen dennoch das Haar in der Suppe. Eine Reise die toll war, hätte man noch günstiger bekommen können. Oder ein stetig anwachsendes Konto könnte noch schneller wachsen. Ein leckeres Essen erfüllt nicht genau die Richtlinien der gesunden Ernährungslehre usw. Sie haben es sicher verstanden was ich ihnen damit sagen möchte.
LESEN SIE „HANS IM GLÜCK“ UND IHRE SEELE WIRD ES IHNEN DANKEN.
Liebe Grüße
Erik Reinhard - Psychologe